Unsere Bienen

Unsere Imkerei besteht inzwischen in der vierten Generation. Auch wenn sie sich zwischenzeitlich immer wieder ein wenig verlor, ist sie heute wieder ein wichtiger Bestandteil unseres Hofes. Dabei hatte alles ganz harmlos als Freizeitbeschäftigung unseres Urgroßvaters bzw. Großvaters angefangen.

Wie der Wilhelm Rosenthal begann

Die Imkerei hat in unserer Familie eine lange Tradition. Mein Urgroßvater kam 1935 zu den Bienen, nachdem ihm ein Arzt aufgrund von Atemwegsbeschwerden zu einem Hobby an der frischen Luft geraten hatte. So entschied er sich, seine Freizeit zu einem guten Teil den Bienen zu widmen. In der Lüneburger Heide war damals noch der klassische Bienenkorb, der Lüneburger Stülper, und die so genannte Korbimkerei sehr weit verbreitet, sodass er seine Bienen teils in diesen Strohkörben, zum anderen aber auch in Stroh-Magazinbeuten hielt. Diese gehörten damals schon zu den moderneren Beuten, da sich in ihnen mit beweglichen Waben arbeiten ließ und sie somit die Honigernte deutlich vereinfachten.

Leider fand er irgendwann nicht mehr ausreichend Zeit für die Bienen, sodass er das Hobby ruhen ließ.

Neue Biene, neues Glück

Gernot Rosenthal griff dieses 1978 wieder auf. Das Interesse an den Bienen, mit dem er 44 Jahre zuvor infiziert worden war, setzte sich plötzlich wieder durch, sodass er sich wieder Bienen beschaffte. Während sein Vater zu seiner Zeit noch mit der Dunklen Biene (Apis mellifera mellifera), unserer ursprünglich heimischen Honigbienenrasse, geimkert hatte, hatte in der Zwischenzeit in Deutschland der Trend hin zur Kärntner Biene (Apis mellifera carnica), meist als Carnica-Biene bekannt, eingesetzt. So wurde auch meinem Großvater zur Carnica geraten, da ihr nach guten Zuchterfolgen vermehrter Sanftmut, größerer Honigertrag und mehr Schwarmträgheit nachgesagt wurden. Dazu wurden einige Golz-Beuten selbst gebaut und einige Jahre lang guter Honig von den Moorwiesen im Teufelsmoor, zwischen Bremen und Hamburg gelegen, geerntet. Die Golz-Beuten, benannt nach dem Imkermeister Wolfgang Golz, waren gerade in Niedersachsen weiter verbreitet. Sie hatten den Vorteil, dass sie sich bequemer bearbeiten ließen.

Nach dem Einfall der Varroamilbe Ende der 1970er-Jahren wurde das Imkern komplizierter und aufwendiger, die Völkerverluste stiegen enorm, die Behandlungsmethoden waren noch nicht ausgereift, sodass auch mein Großvater die Imkerei wieder ruhen ließ.

Das ostdeutsche Beutensystem

2003 hat Nils noch einmal Bienen angeschafft. Das Interesse überträgt sich von Generation zu Generation und immer, wenn es schon fast in Vergessenheit geraten war, flammte es bald wieder auf. Da er nicht viel Zeit dazu hatte, wurde nur ein ganz kleiner Bienenwagen für drei Völker gekauft, in welches erstmal nur ein Bienenvolk einquartiert wurde. Die drei Bienenkästen auf dem Bienenwagen gehörten dem Typ der Hinterbehandlungsbeuten an. Dieser Beutentyp war der Standard in der DDR und ist dadurch auch heute noch insbesondere im Osten Deutschlands weit verbreitet.

Es sollte sich aber heraus stellen, dass man doch ein bisschen mehr Zeit für die Bienen braucht und als das Volk den Winter nicht überlebte, beließen wir es eben erstmal wieder dabei.

Die Imkerei im größeren Stil

Im Herbst 2009 fand Friedrich dann Interesse an diesem alten Bienenwagen, der da hinten auf unserem Hof in Schopsdorf herum stand. Er begann ihn wieder aufzuarbeiten und sich mit der Bienenhaltung tiefgründig auseinander zu setzen. Wie leben die Bienen? Was braucht man für die Imkerei? Wie geht man mit der Varroamilbe um? Welchen zeitlichen und finanziellen Aufwand muss man tätigen? Welches Beutensystem hat welche Vor- und Nachteile? usw.

Die Vorbereitung

Ich stellte einige Listen auf, was anzuschaffen wäre und was wir noch von früher hatten. Nun war ich gut gerüstet mein Projekt Imkerei im Jahr 2010 anzugehen. Wir waren in unseren hiesigen Imkerverein eingetreten und hatten schon zwei Fachzeitschriften abonniert, zahlreiche Bücher gewälzt, die bislang im Regal verstaubten. Im Januar folgte dann ein zweitägiger Lehrgang zur Einführung in die Bienenhaltung und die Honigproduktion nach den Richtlinien des Deutschen Imkerbundes (DIB). Bei diesem erhielt ich sogleich ein Zertifikat, mit welchem ich seit diesem Tage berechtigt bin, meinen Honig mit dem Gewährverschluss des DIB im Einheitsglas zu verkaufen. Nachdem ich mich nun aber auch schon intensiv mit dem Thema Vermarktung auseinander gesetzt hatte, war ich mir darüber im Klaren, dass sich mein Honig so nicht von anderem Honig abheben würde. Da ich schon damals die Öko-Bienenhaltung anstrebte, zählte für mich weniger das Zertifikat an sich als vielmehr die Kenntnis über das Erreichen der Qualitätsstandards des DIB. Diese sind noch etwas strenger als es nach der Honigverordnung vorgeschrieben ist, sodass sich der Honig im DIB-Standard qualitativ deutlich vom Billighonig aus Supermärkten absetzt.

Los geht’s

Im Februar 2010 wurde dann endlich unser neuer Bienenwagen mit Platz für 32 Bienenvölker gebracht. Ich habe mich sogleich an die Aufbereitung dessen gemacht, sodass schon im März die ersten zehn Völker einziehen konnten. Durch Ableger vermehrten wir in den kommenden Jahren immer weiter und konnten teilweise Bienenvölker abgeben, sodass wir heute bei 32 Völkern sind.

Im April 2012 wurde endlich die Anerkennung als ökologisch wirtschaftende Imkerei beantragt. Die einjährige Umstellungszeit schlossen wir somit im April 2013 ab. Seitdem produzieren wir Honig aus ökologischer Bienenhaltung und können auf die Einhaltung biologischer bzw. ökologischer Betriebsweisen verweisen.

Was macht die Imkerei nach den Richtlinien des Verbund Ökohöfe e.V. aus?

Viele Kunden fragen uns, worin eigentlich der Unterschied zwischen ökologischer Imkerei und konventioneller Imkerei besteht. Auf den ersten Blick sieht man beim Öko-Imker wie auch beim konventionellen Imker nur die Bienen in ihren Kästen und auch der Honig, abgefüllt in Honiggläser, scheint am Ende der selbe zu sein, abgesehen davon, dass auf den Etiketten des Öko-Imkers das EU-Bio-Siegel  prangt.

Doch schon auf den zweiten Blick werden Unterschiede deutlich.

Holzbeuten und biologisch unbedenkliche Anstriche

Die Bienenkästen (im Fachjargon „Beuten“ genannt) müssen in der ökologischen Imkerei aus Holz oder einem anderen Naturmaterial sein. Während im konventionellen Betrieb die Magazinbeuten häufig aus Styropor sind, sind sie in der Bio-Imkerei aus Holz. Einzige Ausnahmen dabei dürften die Bienenkörbe und die Strohmagazine, wie sie auch mein Urgroßvater nutzte, bilden. Sie sind ebenfalls mit den Naturmaterialien Stroh und Lehm für die Bio-Imkerei zugelassen, kommen heute aber nur noch sehr selten zum Einsatz.

Auch beim Anstrich der Beuten müssen die Bio-Imker den Bestimmungen nachkommen, die sie dazu verpflichten, nur Farben zu verwenden, die ökologisch vollkommen unbedenklich sind. Das bedeutet, dass der Imker Farben auf Naturöl-Basis oder andere Farbe, welche keine Rückstände verursachen, nutzt, um die Beuten vor Verwitterung zu schützen.

Ökologische Flächen

Ein weitere Voraussetzung ist, dass die Bienen ökologische Flächen nutzen. Dieser Punkt findet bei den Bio-Verbänden und Kontrollstellen immer wieder unterschiedliche Auslegungen. Häufig stellen die Kunden auch die Frage, wie ich als Imker sicher stellen könnte, dass meine Bienen nur Bio-Flächen befliegen. Deshalb legen die Richtlinien des Verbund Ökohöfe e.V. fest, dass die Flächen im Flugradius meiner Bienen von drei Kilometer mindestens 60 % betragen müssen. Oder anders ausgedrückt: Weniger als 40 % der Flächen um unsere Bienenstände bestehen aus Siedlungen, Straßen oder konventionell bewirtschafteten Ackerflächen. Wälder, Wiesen und Weiden sind hingegen unbedenklich, da hier ja auch keine Pestizide ausgebracht werden.

Im direkten Umkreis der Bienenstände dürfen sich auch keine größeren Verschmutzungsquellen wie Industriegebiete, Autobahnen oder Mülldeponien und -verbrennungsanlagen befinden.

Behandlung gegen Parasiten

Weitere Unterschiede ergeben sich in der Behandlung gegen die Varroamilbe. Als aggressiver Parasit, der seit den 70er Jahren in jedem Bienenvolk immer wieder sesshaft wird, ist eine Behandlung unumgänglich. In der biologischen Imkerei dürfen nur organische Säuren und biologische Behandlungsverfahren angewendet werden, welche keine Rückstände hinterlassen und gesundheitlich unbedenklich sind. Während in konventionellen Imkereien leider nicht selten die chemisch-synthetischen Mittel wie Perizin und Bayvarol Anwendung finden, wird in der Bio-Imkerei ausschließlich mit Ameisensäure, Milchsäure oder Oxalsäure behandelt, die auch in geringen Mengen im Honig natürlicherweise vorkommen. Um den Honig dennoch nicht zu beeinträchtigen, erfolgt die Behandlung stets nach der letzten Honigernte.

Entfernen von Rückständen

Wird ein Bienenvolk von konventioneller zu ökologischer Haltung umgestellt, muss sämtliches Bienenwachs ausgetauscht werden. Dadurch wird dafür gesorgt, dass definitiv keine Rückstände vorhanden sind, die in den Honig übergehen könnten. Daher muss jedes Volk, welches in den ökologischen Betrieb aufgenommen werden soll, einen Umstellungszeitraum von 12 Monaten durchlaufen. Erst dann darf der Honig als biologisch zertifiziert mit dem EU-Bio-Siegel und ggf. dem entsprechenden Verbandssiegel vermarktet werden.

Bio-Zucker als Winterfutter

Die Reinigung und Desinfektion von Beuten darf nur durch  mechanisch, also von Hand, oder durch Hitzeeinwirkung in Form von Heißwasser oder durch so genanntes Abflammen mit einem Gasbrenner erfolgen. Sämtliche chemische Mittel sind nicht zugelassen.

Auch bei der Fütterung der Bienen als Ersatz für den geernteten Honig dürfen nur ökologisch zertifizierte Futtermittel verwendet werden. Zumeist wird fertiger Futtersirup oder Zuckerwasser gefüttert. In der ökologischen Imkerei muss natürlich auch der Zucker von Zuckerrüben oder Zuckerrohr aus ökologischem Anbau stammen. Um dem ökologischen Gedanken treu zu bleiben und entsprechend unnötige Transportwege zu sparen, geben wir in unserer Imkerei dem Zucker aus Bio-Zuckerrüben aus heimischer Produktion den Vorzug, da Zuckerrohr zumeist aus Übersee importiert wird. 

Zudem müssen im Winterfutter der Bienen wenigstens 10 % Honig belassen werden, um eine ausreichende Invertierung zu gewährleisten.

Alle Kosten für Kontrollen und Probenahmen trägt der ökologisch wirtschaftende Betrieb.

Das EU-Bio-Siegel und noch mehr das Logo des Verbund Ökohöfe e.V. signalisieren Dir also, dass all diese Dinge eingehalten werden müssen, während ein konventioneller Imker auf die unseren Honigbienen nur gerecht werdenden Maßnahmen auch verzichten kann. Sie stellen also eine Garantie für die von Dir als Verbraucher geforderten Qualität des Honigs und der dahinter stehenden Bienenhaltung dar.